"Oldersumer Wintermärchen": Frau Holle
Bild: A. Cohrs, Frau Holle lässt es auf der Erde schneien
Gouache nach Otto Ubbelohde, um 1950,
Wir bedanken uns beim Deutschen Märchen- und Wesersagenmuseum, Bad Oeynhausen, für die Erlaubnis zur Nutzung dieses schönen Bildes.
Das Märchen von “Frau Holle” wurde 2006 mit dem Preis “Deutschlands schönstes Märchen” ausgezeichnet. Es erschien erstmals 1812 in den “Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm”, doch die Sagengestalt der Frau Holle (= “die Huldvolle”) existierte damals schon seit mehr als 1000 Jahren.
Historiker gehen davon aus, dass der Name “Holle” ein Beiname der germanischen Göttin Frigg/Freya war, die man nach der Christianisierung nicht mehr verehren durfte.
Die Zauberfrau, die in der “Anderwelt” regieren sollte, wurde im Volksmund für den Schnee verantwortlich gemacht. Im Frühjahr sollte sie über die Fluren schreiten und alles zum Grünen und Blühen bringen. In Sagen wird auch berichtet, dass Frau Holle Blumen und Obst bringt und alles fruchtbar macht.
Sie wurde als Schirmherrin der Weber und der Spinnerinnen angesehen, belohnte fleißigen Einsatz, konnte aber auch wild und grausam sein.
Im süddeutschen Raum wird sie auch “Frau Percht/a” genannt, und viel altes Brauchtum in den
zwölf Raunächten und um Neujahr bezieht sich auf sie.
Das Märchen “Frau Holle” vereint viele Motive: Die Goldmarie als germanisches Sonnenmädchen; der Brunnen als Holle-Teich, einem Zugang zur Anderwelt; Aepfel als Fruchtbarkeitssymbol; die “böse Stiefmutter”, die in vielen Märchen auftaucht; Belohnung oder Strafe für gutes bzw. schlechtes Verhalten; die Bettfedern als Symbol für Schneeflocken.
Abbildung: Johannes Gehrts, Frau Holle segnet die Fluren; Lithographie, 1884, Deutsches Märchen- und Wesersagenmuseum Bad Oeynhausen